Giorgio Versiglia: Folle Follia

Das berühmte Variationen-Thema La Follia stammt vermutlich ursprünglich aus Spanien. Im 15. Jahrhundert war diese Musik auf der iberischen Halbinsel, aber auch schon in Frankreich und Italien ein verbreitete Tanzweise. Wie die Sarabande und viele andere Tanzformen auch, entwickelte sich La Follia dann aber über die Jahrhunderte von der schnellen und rassigen Tanzmusik zu einem eher gemessen, melancholisch und dann wieder konzertant vorzutragenden Stück. Dabei wechselte auch die Taktart vom gerad-taktigen Vierer zu einem Dreier-Takt mit dem immer wieder einmal charakteristisch repetierten Taktgewicht auf dem zweiten Schlag. Die berühmten Variationen von Arcangelo Corelli und Marin Marais im Hochbarock, für Violine bzw. Viola da Gamba, schlossen aber noch lange nicht den Werdegang der Follia ab. Im 20. Jahrhundert wurde Sergej Rachmaninoff durch Bekanntschaft mit Corellis Werk in den Bann der Harmonie-Folge gezogen und er schuf seine „Klaviervariationen über ein Thema von Corelli“. Und diese Faszination schlägt weiter durch, sogar bis in Musikvideo und Konsum-Kulter unseres Jahrhunderts.

Die Bearbeitung für 4 Fagotte aus dem 21. Jahrhundert reiht sich in die schier endlose Reihe von Kopien, Improvisationen und Meisterwerken des Themas. Vor dem Hintergrund des immer Gleichen kontrastieren hier einerseits Stimmlagen, Bass-, Bariton-, Tenor- und Alt-Lage des Fagotts besonders reichhaltig. Anderseits vermögen die Fagotte die traditionell wechselhafte Bewegung der Musik in ihrer ur-eigenen Art farbig und charakteristisch zu artikulieren.

Quellen: Wikipedia / Musik der Geschichte un Gegenwart MGG / Andreas Bötticher, SRF Diskothek